Fender Telecaster 1951 (Design-Patent)

Fenders Telecaster-Patent von 1951

Als Clarence Leonidas (Leo) Fender am 32.4.1951 das Design-Patent Nr. 164227 beim US-amerikanischen Patentamt einreichte, war ihm vermutlich noch nicht bewusst, welch durchschlagenden Erfolg er mit diesem Entwurf einer E-Gitarre in den nachfolgenden Jahren und Jahrzehnten haben sollte. Als Telecaster ist diese Gitarrenform in die Geschichte eingegangen - bis heute nahezu unverändert in hohen Stückzahlen produziert und unzählige Male von anderen Herstellern kopiert.

Der Text des Gitarren-Patents mit dem lapidaren Titel "Guitar" folgt den damaligen Formulierungsgepflogenheiten und verweist lediglich auf die Zeichnungen, die den eigentlichen Patentanspruch eines Design-Patents repräsentieren:

Be it known that I, Clarence L. Fender, a citizen of the United States, residing at Fullerton, in the county of Orange, State of California, have invented a new, original, and ornamental Design for a Guitar, of which the following is a specification, reference being had to the accompanying drawings forming a part thereof:
Figura 1 is a perspective view of a guitar, embodying my new design.
Figure 2 is a side view thereof.
Figure 3 is a back view thereof.
I claim:
The ornamental design for a guitar, substantielly as shown.
Clarence L. Fender

Telecaster-Patent 1951
Abbildungen 1 bis 3 aus Patent US-D164227 (1951)

Beeindruckend, dass sich bis heute fast nichts an dieser Ausformung der legendären Massivkorpus-Gitarre geändert hat, weder bezüglich der Proportionen noch in Hinsicht auf die Details wie die asymmetrische Kopfplatte mit einseitig angebrachten Stimmmechaniken oder die Tone- und Volume-Regler sowie der sog. Lever-Switch zur Auswahl des Tonabnehmers. Einzig die Abdeckung des Stegs (der Bridge), unter der der zweite Pickup versteckt ist, konnte sich nicht durchsetzen. Dieses aufsteckbare "Snap-on Cover" stellte sich vermutlich schnell als überflüssig heraus - und als hinderlich: Es begrenzte unnötig den Zugriff auf die Saiten und hinderte am Abdämpfen der Saiten mit der Anschlagshand.[1]

Interessant ist, dass Fender oder sein Patentanwalt sechs Design-Patente von Saiteninstrumenten als Referenz dem eigenen Patent beifügte. Vielleicht sollte dadurch der individuelle Charakter des Telecaster-Entwurfs herausgestellt werden, der sich erkennbar von den anderen, teilweise recht exotischen Ideen abhebt. Folgende Patente führte Fender an:

Patent US-D34476Design for a Musical-Instrument Body
Aron Nordwall, US-D34476, eingereicht 15.4.1901.

Patent US-D41792Body for Stringed Musical Instruments
Albert Shutt, US-D41792, eingereicht 22.5.1911.

Patent US-D49540Design for a Stringed Instrument
Walter I. Kirk, US-D49540, eingereicht 14.6.1916.

Patent US-D50545Design for a Mandolin
William T. Vaughn, US-D50545, eingereicht 21.8.1916.

Patent US-D72433Design for a Stringed Musical Instrument
Adolph Montfort, US-D72433, eingereicht 14.6.1926.

US-D129478Design for a Guitar or similar Musical Instrument
Fred Gretsch (Jr.), US-D129478, eingereicht 31.1.1941.

Eine illustre Sammlung individueller Ideen aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, angelehnt an traditionelle Formen oder als Dreihalsgitarre weit in die Zukunft weisend. Und darunter zudem ein weiteres sehr erfolgreiches Design: Fred Gretschs Patent, das, vergleichbar mit Fenders Patent, ebenfalls einige bis heute beibehaltene Design-Details offenbart.

Leo Fender hat mit der technischen Entwicklung und dem Design-Entwurf seiner Telecaster, die aus der 1949 entwickelten Esquire-Gitarre hervorgegangen war und für kurze Zeit den markenrechtlich problematischen Namen Broadcaster trug, ein goldenes Händchen bewiesen. Er hat damit nicht nur einen Grundstein seiner eigenen Erfolgsgeschichte gelegt, sondern sich in die Musikgeschichte eingeschrieben - mit einem wundervollen Musikinstrument, dessen zeitloses Design von Anfang an nahezu perfekt war.


1 Vermutlich entsprach Fender mit dieser Steg-Abdeckung einer damals gängigen Spielpraxis - so bot z. B. die erste in Serie gebaute E-Gitarre, die "Frying Pan", ebenfalls solch eine 'Ablage' für die Anschlagshand. Und auch die Resonatorgitarren wurden mit solchen Handstützen ausgestattet. In der deutschen Patentschrift der Tricone Resonator von John Dopyera heißt es hierzu: "Um das Anschlagen dieser Saiten zu erleichtern, ist [...] auf der Blechplatte C [...] eine Rast 20 befestigt. Diese Rast erstreckt sich in Gestalt eines Bügels quer über die Gesamtzahl der Saiten hin [...]. Auf dieser Rast kann die Hand des Spielers aufruhen, wenn die Saiten angeschlagen werden." [DRP507102]

1 Kommentare

  1. Ehli

    Übrigens findet sich unter planetgaa.com eine frühe Werbeanzeige von Fender, die die technischen Details der Telecaster erläutert und auch einen Blick unter die Abdeckplatte der Bridge gewährt.

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