"Guitarre-Schule" - Gitarrenlehre von 1802

Guitarre-Schule 1802: VII. Von den Manieren

VII. Kapitel. Von den Manieren.

§ 1. Zuerst betrifft dieser § die Vorschläge vor den Noten. Schon im IV. Kap. § 6 ist angeführt, dass durch das Auflegen des folgenden Fingers auf den nächsten Ton der folgende und mehrere Töne gehört werden, ohne diese anzuschlagen. Man sehe Fig. 32.

a) Hier wo der Vorschlag auf der ersten Stufe der leeren Saite steht, wird die kleine Note angeschlagen, und durch das Aufheben des Fingers ergibt sich der Hauptton, ohne diesen erst anzuschlagen.

b) Ist der Vorschlag und die Hauptnote auf einer Saite zu nehmen, so lege man den bestimmten Finger gleich mit auf den Hauptton und hebe nach der angeschlagenen kleinen Note den Finger auf, so hört man den folgenden Ton.

c) Steht die kleine Note auf einer leeren Saite und der Hauptton auf der folgenden, so nehme man die kleine Note mit auf der Saite, wo der Hauptton zu nehmen ist - gemäß der obigen Regel. Das e wird auf der fünften Stufe auf dem H [H-Saite] genommen, und [der Ton] h auf der vierten Stufe des G.

d) Sind zwei [oder] auch drei Vorschläge vor einer Hauptnote, so setze man die ersten Finger auf die erste kleine Note, schlage diese an und lege die anderen Finger auf die folgenden Töne, ohne diese wieder anzuschlagen.

§ 2. Kommen Terzgänge vor, die mit einem Bogen markiert sind, so werden nur die ersten Töne angeschlagen und die anderen durch das Auflegen geschleift [verbunden], wie Fig. 33.

§ 3. Hat eine Note zwei Striche, einen herauf-, den anderen herunterwärts, so wird diese einzige Note doppelt angeschlagen, wie [in] Fig. 34, wo das h durch die leere Saite und auch auf dem g [G-Saite] auf der fünften [sic!] Stufe zugleich angeschlagen wird.

§ 4. Steht ein Ruhepunkt über der Note, so wird die vorhergehende Note etwas länger gehalten, wie unter Fig. 35 a und b. Kommt eine auszuhaltende Note auf einer leeren Saite vor, wie c und d, so nehme man diese allezeit auf dem ihrem Tone bestimmten Bunde der nächsten Saite.

§ 5. Der Triller ist auf der Gitarre nicht leicht, weil sowohl die Finger der linken als rechten Hand eine gleich geschwinde Bewegung erfordern. Man übe den Triller auf diese Art: Wenn die Töne des Trillers auf einer Saite sind, so schleife man, d. h. man lasse bloß den einen Finger liegen und hebe den anderen auf, dann ergibt sich der folgende Ton von selbst.

§ 6. Bei den nachzuschlagenden Noten nach einer Kadenz bediene man sich ebenfalls des Schleifens der Töne, so dass nur ein Ton angeschlagen und die anderen durch das Auflegen gehört werden. Fig. 37.