Doisy, Charles, Musikalien- und Instrumentenhändler in Paris, gest. 1807, hat sich als Komponist und Lehrer für die Gitarre bekannt gemacht. 1797 erschienen mehrere Liedersammlungen mit Git.-Begltg. und 2 Jahrgänge (je 24 Hefte) "Recreations des Muses …". Lehrwerke zeigt die AmZ 1802 an: "Principes genéraux de la guitarre à cinq et à six cordes et de la Lyre" (Nadermann, Paris 1801) und die deutsche Übertragung, betitelt: "Allgemeine Grundsätze für die Guitarre, dieselbe leicht und vollständig spielen zu lernen …" (Breitkopf & Härtel, Leipzig). Einen Auszug hiervon versprach der Autor unter dem Titel: "Petite méthode de Guitare".
Seine Werke, deren Zahl 200 erreicht, sind für Gitarre allein und in Vereinigung mit Klavier, mit Streich- und Blasinstrumenten verschiedenster Besetzung geschrieben. […] Auf den Titeln späterer Ausgaben ("Les folies d'Espagne avec 50 (!) variations pour la guitare") zeichnet er als "professeur de guitare".
Die Verbindung des Namens Doisy mit dem seines Fach- und Zeitgenossen C. Lintant (1758-1830) haben Eitner und ältere M. L. (Gerber) zur irrtümlichen Schreibung "Doisy-Lintant" veranlasst. [Zuth Handbuch 1926/28, 81]
Sor, Ferd. (Gathy 1840)
Sor (Ferd.), geb. zu Barcelona am 17. Febr. 1780, wurde in der Benedictinerabtei Montserrat zur Musik ausgebildet, trat dann in Militairdienste, ward im spanischen Kriege Hauptmann und wanderte als Afrancesado nach Frankreich. Er besuchte London, Berlin und Petersburg und ließ sich dann in Paris nieder, wo er im Juli 1839 starb.
Als Guitarrevirtuos und Komponist für sein Instrument berühmt. Komponierte eine Messe u. a. Kirchensachen, mehrere Opern, Balletts, Tänze etc. Sor begründete für die Guitarre eine neue Periode - er ist der J. B. Cramer [berühmter Pianist] seines Instruments und als solcher unsterblich, wenn Guitarre unsterblich machen kann. [Gathy Encyklopädie 1840, 432]
Guitarre (Reissmann 1882)
Guitarre (span. guitarra, ital. chitarra, franz. guitare oder guiterne), ein Saiteninstrument, dessen Geschichte hinaufreicht in die Urzeit der Kultur. Das Instrument war bis in unsere Zeit in der Regel mit sechs Darmsaiten bespannt; jetzt ersetzt man diese durch Metallsaiten und vermehrt sie bis auf 13 und mehr. Um das Instrument ferner zum Zusammenspiel verwenden zu können, baut man jetzt Guitarren von verschiedener Größe und dem entsprechend auch verschiedener Stimmung, in C, G, A, c, d und e. [Reissmann Handlexikon 1882, 180]
Giuliani, Mauro (Mendel 1874)
Giuliani, Mauro, berühmter Guitarrenvirtuose und sehr beliebter Komponist für dieses Instrument, geboren 1796 zu Bologna, kam bereits 1807 nach Wien, wo er sehr bald als ausführender Musiker wie als Komponist das größte Aufsehen machte, so dass seine Konzerte stark frequentiert, seine Unterrichtsstunden sehr gesucht und seine Arbeiten begehrte Artikel waren. Mit Ausnahme einiger Besuchsreisen in sein Vaterland, verließ er Wien nicht mehr und starb daselbst schon im Jahr 1820. Seine zahlreichen Kompositionen für Guitarre stehen ihrem Werte nach in der einschlägigen Literatur obenan. Sie bestehen in drei Konzerten, Sonaten, Etüden, Rondos, Variationen, Potpourris für eine Guitarre, Liedern mit Begleitung der Guitarre, zahlreichen Duetten, Divertissements, Fantasien, Tänzen für zwei Guitarren, einer konzertierenden Serenade für Guitarre, Violine und Violoncello, einem Quintett für Guitarre, zwei Violinen, Viola und Violoncello usw. Giuliani ist auch der Verfasser einer guten Guitarrenschule, welche mit italienischem und deutschem Text zu Wien erschienen ist. [Mendel/Reissmann Lexikon 1874, 255]
Aguado, Dionisio (Grove 1879)
AGUADO, DIONISIO, born in Madrid 1784, a remarkable performer on the guitar; received his chief instruction from Garcia the great singer. In 1825 he went to Paris, where he associated with the most eminent artistes of the day, till 1838, when he returned to Madrid, and died there in 1849. His method for the guitar, an excellent work of its kind, passed through three editions in Spain (Madrid, 1825-1843) and one in Paris (1827). He also published 'Colleccion de los Etudios para la guitarra' (Madrid, 1820), 'Colleccion de Andantes,' etc., and other works for his instrument. [Mrs. Walter Carr in: Grove Dictionary 1879, 45]
Carulli, Ferdinando (Grove 1879)
CARULLI, FERDINANDI, an eminent guitarist, born at Naples 1770, died in Paris 1841. Though self-taught he attained a perfection of execution hitherto unknown on the guitar, and on his arrival in Paris created a perfect furore. in the space of twelve years he published 300 compositions, including a 'Method' which passed through four editions. He was also the author of 'L'Harmonie appliquée à la Guitare' (Paris, 1825), a treatise on the art of accompanying, which was the first work of its kind. [Mrs. Walter Carr in: Grove Dictionary 1879, 318]
Call, Leonard de (Grove 1879)
CALL, LEONARD DE, born in 1779; a guitar player and composer of harmonious and pretty part songs, which were greatly in fashion in Germany at the beginning of the century [um 1800], and contributed much to the formation of the 'Männer Gesangvereine' in that country. Some pleasing specimens will be found in 'Orpheus.' De Call is also known for his instruction book for the guitar. He died at Vienna 1815. [George Grove in: Grove Dictionary 1879, 297]
Call, Leonhard von (Mendel 1872)
Call, Leonhard von, ein begabter und geschickter süddeutscher Tonkünstler, der 1779 geboren war und sich nach einigen Kunstreisen, die er als Guitarrevirtuose unternommen, in Wien bleibend niedergelassen hatte. Von dort aus begründete er sich durch leichte, ansprechende Kompositionen und Arrangements für Guitarre, Flöte und andere Instrumente seit 1801 einen beliebten Namen. Auch seine zwei- und mehrstimmigen Gesänge mit Begleitung des Pianoforte oder der Guitarre verschafften sich ihres gefälligen Zuschnitts wegen eine ungeheure Verbreitung, während ihn seine Gesänge für Männerstimmen in wahrhaft unerhörter Weise populär machten. Diese wohlklingenden vierstimmigen Kompositionen haben zuerst und besonders die Vorliebe für diese Gesanggattung bis in die tiefsten Schichten des deutschen Volkes getragen und gaben lange Zeit hindurch den einzigen Singstoff für die nun emporblühenden Männer-Gesangvereine ab.
Call starb im Jahr 1815 zu Wien. Seine Kompositionen sind zum allergrößten Teil verschollen; die erhalten gebliebenen lassen es immerhin bedauern, dass er sich durch Vielschreiberei verflacht hat. Den meisten Wert hat noch eine von ihm verfasste Guitarreschule behalten. [Mendel Lexikon 1872, 279]
Meissonnier, Antoine und Joseph (Mendel/Reissmann 1883)
Meissonnier, Antoine, geboren zu Marseille am 8. Dezember 1785; kehrte nach mehrjährigem Aufenthalt in Italien als guter Guitarrist nach Frankreich zurück und ließ sich in Paris nieder. Er schrieb und veröffentlichte für dies Instrument eine große Sonate, Variationen und Divertissements, auch "Méthode simplifiée pour la lyre ou guitarre" (Paris, Siebert) und viele Romanzen. 1814 errichtete er in Paris eine Musikalien- und Verlagshandlung, die er einige zwanzig Jahre hindurch führte. Er starb zu Saint-Germain en Laye bei Paris 1857.
Meissonnier, jeune, Joseph, Bruder des Vorigen, geboren zu Marseille 1790, Guitarrist, gebildet durch seinen Bruder, gab in Paris lange Zeit Unterricht im Guitarrenspiel und veröffentlichte viele Arrangements und mehrere Duos für Guitarre und Violine. Er übernahm die Musikalienhandlung Corbaux und edierte von 1824 an zahlreiche Verlagsartikel aller Art. Meissonnier starb ungefähr 1855. Sein Sohn Joseph übernahm den Verlag. [Mendel/Reissmann Lexikon 1883, 237]
Küffner, Joseph (Mendel 1876)
Küffner, Joseph K., geboren am 31. März 1776 in Würzburg, war für den Gelehrtenstand bestimmt und durfte als Gymnasiast nur in seinen Musestunden Musik treiben, bis der Vater endlich seinen Bitten nachgab und ihn durch den Hofkonzertmeister Ludw. Schmitt für das höhere Violinspiel vorbereiten ließ. Im Jahr 1797 wurde Küffner Accessist der Hofkapelle und vier Jahre später wirklicher Hofmusicus mit 125 Gulden Gehalt. Nebenbei erteilte er schon früh Unterricht in der Musik und im Lateinischen, um sich und vier unversorgte Geschwister durch das Leben zu bringen. Gleichwohl gewann er noch Zeit, für sich Harmonielehre zu studieren, bis er Gelegenheit fand, bei Fröhlich gründliche Kompositionsstudien zu machen. Bald erschienen nun auch einige Variationen, Tänze, ein Rondo für Klavier und einige Walzer für Flöte und Guitarre von ihm im Druck, und er schrieb seine nach dem Muster von Leonhard von Call angelegten ersten Serenaden für Flöte, Bratsche und Guitarre, deren mit Beifall belohnte Aufnahme ihn veranlasste, noch eine lange Reihe folgen zu lassen.
Die Auflösung der Hofkapelle im Jahr 1802, als Würzburg an Kurbaiern fiel, brachte ihn in eine drückende Lage, die sich erst verbesserte, als er als Militärmusikdirektor angestellt wurde. Nachdem die Stadt als selbständiges Großherzogtum an den Erzherzog Ferdinand von Oesterreich gekommen war, wirkte Küffner auch zugleich wieder als Hof- und Kammermusiker bis 1814, wo Baiern abermals Besitz von Würzburg nahm. Küffner wurde pensioniert und suchte nun als Komponist seine geringe Besoldung zu vermehren. Für die Verlagshandlung von B. Schott's Söhnen in Mainz schrieb er seitdem auf Bestellung eine Unzahl von Duos, Trios, Quartetten und Quintetten für verschiedene Instrumente, ferner von Tänzen, Klavierstücken aller Art und Sachen für Harmoniemusik, besonders aber Arrangements und Potpourris aus allen gangbaren Opern für Klavier mit und ohne Begleitung und für andere Instrumente allein und in Zusammenstellungen, alles gewandt und leicht spielbar gesetzt und deshalb dankbar aufgenommen, aber auch bald wieder vergessen.
Sein besseres musikalisches Teil hat er in Sinfonien, Ouverturen, Concertstücken für Blas- und Streichinstrumente, Kirchensachen und zwei Opern, "Sporn und Schärpe" und "Der Cornet", niedergelegt, welche letzteren in Würzburg mit Beifall zur Aufführung gelangt sind. Auch diese Werke bieten leichte, fließende und angenehm modulierende Musik, entbehren zwar des tieferen Gehaltes, sind aber auch nicht seicht. Sein op. 189 "Société de danse" für Pianoforte ist deshalb beachtenswert, weil es zuerst die Form der späteren Strauss'schen und Lanner'schen Walzer mit Introduction und Coda lieferte. Küffner starb am 8. September 1856 zu Würzburg. [Mendel/Reissmann Lexikon 1876, 177]