Die Notation von Gitarrenmusik: 2. Tondauern

Die Position des Notenkopfes innerhalb des Notensystems gibt Aufschluss über die Tonhöhe, die Gestalt einer Note symbolisiert ihre Tondauer.

Notengestalt - Formen von Noten

Notengestalt, Formen von NotenWie lange ein Ton gehalten werden soll, wie lange er also klingen soll, geht aus dem Aussehen der Noten hervor. Sowohl die Gestaltung des Notenkopfes (hohl oder ausgefüllt) als auch grafische Zusätze, Notenhälse und Fähnchen und ggf. zusammengezogene Fähnchen = Balken, informieren uns über die Tondauer einer Note (im Verhältnis zu einer anderen Note).

Ganze - Basis der Notenwerte

Den Ausgangspunkt der Tondauern bzw. der Notenwerte bildet die ganze Note oder kurz die Ganze - gezeichnet als hohler Notenkopf ohne Hals: ganze Note. Sie repräsentiert den längsten Notenwert. Durch Teilung werden aus ihr die anderen Notenwerte abgeleitet. Die simple Teilung durch 2 ergibt die Hälfte der Ganzen, also die halbe Note (kurz: die Halbe) - ebenfalls mit hohlem Notenkopf, zusätzlich aber mit einem Hals bzw. Stiel nach oben oder unten (die Richtung des Notenhalses hat für die Tondauern keine Bedeutung). Bei Teilung der Ganzen durch 4 ergibt sich eine Viertelnote, also die Viertel, die ihrerseits halb so lange dauert wie die Halbe und ein Viertel der Zeit in Anspruch nimmt, die eine ganze Note verlangt. Oder anders herum: zwei Viertel entsprechen der Tondauer einer Halben, vier Viertel oder zwei Halbe entsprechen einer Ganzen. Die Viertel wird mit einem ausgefüllten (schwarzen) Kopf plus Hals gezeichnet.

Weitere Teilungen der Ganzen durch 8, 16, 32, 64 usw. ergeben noch kürzere Notenwerte, die jeweils einen Bruchteil der Ganzen darstellen und entsprechend benannt werden: die Achtel, die Sechzehntel, die Zweiunddreißigstel, die Vierundsechzigstel usw. Ihre äußere Gestalt ist gekennzeichnet durch 1, 2, 3, 4 … Fähnchen am Notenhals, die häufig zusammengeführt werden zu Balken.

Das Aussehen der Noten und das Verhältnis ihrer Dauern geht aus dem folgenden Stammbaum der zweiteiligen Notenwerte hervor:

Stammbaum der Notenwerte

Die sieben Notenzeilen in obiger Abbildung haben jeweils die gleiche Dauer. Wenn die einzelnen Zeilen gleichzeitig von je einer Gitarre gespielt werden sollen, muss die erste Gitarre einen Ton anschlagen (die Ganze) und so lange klingen lassen, bis die zweite Gitarre ihre zwei halben Noten angeschlagen hat und ausklingen hat lassen. Die zweite Gitarre darf ihre zweite Halbe allerdings erst anschlagen, wenn die nächste Gitarre die dritte ihrer vier Viertelnoten anschlägt. Und diese muss wieder Rücksicht nehmen auf die vierte Gitarre, die ja in der gegebenen Zeit ihrerseits doppelt so viel Töne erzeugen muss - und so weiter. Das heißt: Alle Gitarren schlagen ihren ersten Ton gleichzeitig an und synchronisieren sich untereinander dann so, dass die übereinander stehenden Noten wieder gleichzeitig angeschlagen werden - um am Ende der Zeile schließlich gemeinsam zu enden.

Wie schnell das passieren soll, wie lange also diese kleine siebenstimmige Komposition insgesamt dauert, ist übrigens nicht festgelegt (dazu im nächsten Kapitel mehr).

Triolen - ungerade Teilungen

Die Teilung der Ganzen nach obigem Schema ist nicht begrenzt. Eine Teilung durch 128, 256 usw. ist auch möglich. Dadurch stehen extrem kleine Notenwerte bzw. kurze Tondauern zur Verfügung. Diese Möglichkeit der Feingliederung musikalischer Zeit sollte für jede Art von Komposition ausreichen, könnte man meinen. Tut sie aber nicht.

Bei einer ausschließlich geradzahligen Teilung einer Basisnote ist folgende gängige Spielanweisung nicht in Noten zu fassen: Während eine Gitarre gleichmäßig Ganze anschlägt, soll eine zweite Gitarre jeweils drei Noten pro Ganze spielen, ebenfalls in gleichmäßigen Zeitabständen.

Es ist daher zusätzlich eine ungerade Teilung der Ganzen und auch aller anderen Notenwerte nötig. Die dadurch entstehenden Dreierfiguren nennen sich Triolen und werden mit einer kleinen 3 am Balken, der sie verbindet, oder an einer Klammer über ihnen gekennzeichnet.

Nachfolgende Abbildung zeigt die Zerteilung der Basisnote abwechselnd in gerade und ungerade Werte. Das eingezeichnete Raster der Zweiteilung zeigt an, dass durch die Dreiteilung nun Zwischenräume mit Noten besetzt werden, die bislang nicht berücksichtigt wurden.

Zwei- und Dreiteilung der Notenwerte

Weitere ungeradzahlige Teilungen sind möglich. Eine Dreiteilung ergibt Triolen, eine Teilung durch fünf Quintolen, durch sieben Septolen usw., aber auch eine Teilung beispielsweise durch 10 (Dezimole) ist möglich. 

Punktierung und Überbindung

punktierte Noten und HaltebogenAls ob das alles noch nicht genug wäre, gibt es auch noch die Möglichkeit, eine Note um die Hälfte ihres Wertes zu verlängern, indem ein Punkt hinter die Note gesetzt wird. Und ein zweiter Punkt hängt noch einmal die Hälfte der Hälfte an.

Außerdem lassen sich aufeinanderfolgende Noten derselben Tonhöhe verbinden. Kenntlich gemacht wird das durch einen Haltebogen von einer zur nächsten Note. Nur die erste der so verbundenen Noten wird angeschlagen.

Beachte: Haltebögen (auch Bindebögen genannt) lassen sich leicht mit Legatobögen und Phrasierungsbögen verwechseln (bei letzteren werden alle Noten angeschlagen). Um einen Haltebogen handelt es sich immer, wenn die verbundenen Noten dieselbe Tonhöhe haben.

Pausenzeichen - musikalische Stille

PausenFür jeden beschriebenen Notenwert gibt es ein entsprechendes Pausenzeichen: die ganze Pause, die halbe Pause, viertel Pause, achtel … Und auch bei den Pausenwerten sind Verlängerungen per Punktierung oder Überbindung mit Haltebögen möglich und die ungerade Teilung in Triolen-Pausen, Quintolen-Pausen etc. ist ebenfalls anwendbar.



1 Kommentare

  1. Super Erklärung! Danke dafür. Ich spiele schon länger Gitarre und möchte mich nun endlich mal musiktheoretisch weiterbilden. Da fängt man am besten mit Notenlernen an. Hier wird sehr schön und anschaulich gezeigt worauf es ankommt. Ich werde mich mal öfter auf diesem Blog umsehen, wenn ich Probleme habe. Danke für die Mühe und die schönen Erklärungen.
    LG Phillip

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