Call, Leonhard von, ein begabter und geschickter süddeutscher Tonkünstler, der 1779 geboren war und sich nach einigen Kunstreisen, die er als Guitarrevirtuose unternommen, in Wien bleibend niedergelassen hatte. Von dort aus begründete er sich durch leichte, ansprechende Kompositionen und Arrangements für Guitarre, Flöte und andere Instrumente seit 1801 einen beliebten Namen. Auch seine zwei- und mehrstimmigen Gesänge mit Begleitung des Pianoforte oder der Guitarre verschafften sich ihres gefälligen Zuschnitts wegen eine ungeheure Verbreitung, während ihn seine Gesänge für Männerstimmen in wahrhaft unerhörter Weise populär machten. Diese wohlklingenden vierstimmigen Kompositionen haben zuerst und besonders die Vorliebe für diese Gesanggattung bis in die tiefsten Schichten des deutschen Volkes getragen und gaben lange Zeit hindurch den einzigen Singstoff für die nun emporblühenden Männer-Gesangvereine ab.
Call starb im Jahr 1815 zu Wien. Seine Kompositionen sind zum allergrößten Teil verschollen; die erhalten gebliebenen lassen es immerhin bedauern, dass er sich durch Vielschreiberei verflacht hat. Den meisten Wert hat noch eine von ihm verfasste Guitarreschule behalten. [Mendel Lexikon 1872, 279]