Richard Batka: Allgemeine Geschichte der Musik. Mit Bildern und Notenbeispielen, Band II, Stuttgart 1909, S. 305f.
Ein Lieblingsinstrument der Zeit wurde die Gitarre,* die zur Zeit des Wiener Kongresses [1814-15] sogar Konzertfähigkeit erlangte und zur Kammermusik herangezogen wurde. Die virtuose Schule des Gitarrespiels in Deutschland wurde durch den Italiener Mauro Giuliani († 1820) begründet, der sich 1807 in Wien niederließ. Er spielte sogar Gitarrekonzerte mit Orchesterbegleitung. In Wien konkurrierte mit ihm Leonhard Call († 1815). Ein Landsmann Guilianis, Ferdinand Carulli (1770-1841), setzte sich in Paris fest, wo er neben G. P. A. Gatayes († 1846), Aubery de Boulley (1796-1870), Pierre Porro (1750-1831) der italienischen Schule zur Vorherrschaft verhalf. Daneben musste der ausgezeichnete spanische Gitarrist Fernando Sors [sic] (1780-1839) zu Paris im Elend verkommen. Namhafte deutsche Gitarristen waren K. A. Göpfert († 1818) in Meiningen und J. Miksch († 1813) in Dresden.
In den dreißiger Jahren machte sich dann die tonale Übermacht des Klaviers und der Violine dermaßen geltend, dass die virtuose Gitarristik das Interesse der Musiker und Musikfreunde einbüßt. Robert Schumann, der die "Romanze" seiner d-moll-Sinfonie mit obligater Gitarre begleiten lassen wollte, stand davon wieder ab.
Nebenformen der Gitarre waren die am Ende des 18. Jahrhunderts in Frankreich aufgekommene Lyragitarre, um 1820 auch in Deutschland ein beliebtes Dameninstrument, das schon die Königin Luise spielte; dann der vom Sänger Vanheke in Paris erfundene Bissex, die zwölfsaitige Gitarre. Keine weitere Verbreitung fand die Gitarrenharfe, welche ein unbekannter Deutscher 1828 konstruierte.
* E. Schroen, Die Gitarre und ihre Geschichte (Leipzig 1879). R. Batka, Illustr. Musik-Geschichte, II.